Faszination Klang
Es rattert, kracht und scheppert, es quietscht und klappert, laute Töne wechseln mit leisem Fiepen, ein Schuss aus einer Pistole, ein Rasseln, Rauschen, Worte, die den Raum erfüllen. Kunstvoll, experimentell, faszinierend und viel Raum, sich in den Klängen fallen zu lassen und die Bilder und Geräusche auf sich wirken zu lassen. Seit vielen Jahren ist Klangkunst fester Bestandteil meines jährlichen Besuchs der Donaueschinger Musiktage. Klangkunst und Neue Musik treffen dort aufeinander, befruchten sich und suchen den künstlerischen „Gleichklang“. „Klangkunst und Neue Musik haben sich stets gegenseitig beeinflusst. Oft sind es auch dieselben Komponisten. Ich würde sagen, die Klangkunst ist aus der Neuen Musik hervorgegangen, und die Klangkunst hat die Neue Musik dann wieder beeinflusst“, so der ehemalige Künstlerische Leiter der Donaueschinger Musiktage (bis 2021) und jetzige Sekretär des Kuratoriums der Ernst von Siemens Musikstiftung, Björn Gottstein.
Klangkunst, Soundscapes und die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung für die Kultur bilden ein neues Themenfeld, das wir mit dieser Ausgabe aufnehmen, da es auf uns selbst eine große Faszination ausübt und für viele Künstler heute bereits zum Experimentierfeld ihrer Arbeit gehört und an Bedeutung gewinnt, ob in Crossover-Projekten oder in der Auseinandersetzung mit individuellen Tools und digitalen Präsentationsformen. Die Pandemie hat hier vieles beschleunigt.
Der Begriff „Klangkunst“ bezeichnet eine intermediale Kunstform, in der Klänge mit anderen Künsten und Medien zu einem Kunstwerk, manchmal einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Soundscape (dt. Klanglandschaft) bezeichnet die Individualität von Orten und Räumen und deren spezifische akustische Prägung und Ausgestaltung. Urban Sound Design ist eine neue Disziplin in der Stadtplanung und -gestaltung, die den Klang als wichtigsten qualitativen Aspekt der städtischen Umwelt betrachtet, so der Komponist, Sounddesigner und Dozent Kees West. Stadtplanung, Akustik, Semantik, Psychologie, Neurowissenschaften und Landschaftsarchitektur – kaum ein Fach vereint so viele Disziplinen wie Urban Sound Design, so die Hamburg Kreativ Gesellschaft in ihrem Artikel „So klingt die Stadt der Zukunft“.

Basel (CH)
À bruit secret.
Das Hören in der Kunst
22.2. – 14.5.2023
À bruit secret. Das Hören in der Kunst ist die vierte von fünf Themenausstellungen im Museum Tinguely, die sich auf experimentelle Art und Weise in die Welt der menschlichen Sinne begibt. Bei dieser vierten Ausstellung steht der auditive Sinn im Zentrum, der beim multisensorischen Erleben von Kunst eine wichtige Rolle spielt. Geboten wird eine Vielfalt von kunsthistorischen, immersiven sowie interaktiven Begegnungen mit Klangwelten. Historische als auch speziell für diese Ausstellung realisierte Arbeiten von rund 25 internationalen Kunstschaffenden animieren das Publikum zum genauen Hinhören und eröffnen dabei auch akustische Erfahrungen, die für das menschliche Ohr normalerweise verborgen bleiben. Wie hört sich die Klanglandschaft des Basler Rheins an, oder wie klingt es unter der Wasserober- fläche des Ozeans? Lassen sich Stadtlärm oder tierische und menschliche Stimmen als bildnerisch-skulpturales Material verwenden? Wie verändern sich die Geräusche des Urwalds im Zuge der Einflüsse von Mensch und Klimawandel? Können Schall- wellen anders als über die Ohren wahrgenommen werden und wie lassen sich akustische Phänomene visuell darstellen? Gezeigt werden Skulpturen, multimediale Installationen, Fotografien, Papierarbeiten und Gemälde aus der Zeit des Barocks bis zur Gegenwart.
Rolf Julius, Musik für die Augen, 1982, Installationsansicht Galerie Thomas Bernard, Paris 2015 © Estate Rolf Julius / Xippa. VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Rebecca Fanuele
Mit Werken u.a. von: Kader Attia, Ursula Biemann, George Brecht, Fortunato Depero, Marcel Duchamp, Isa Genzken, Hermann Goepfert, Rolf Julius, Christina Kubisch, František Kupka, Oswaldo Maciá, Marcus Maeder, Filippo Tommaso Marinetti, Carsten Nicolai, Emeka Ogboh, Meret Oppenheim, Nam June Paik, Alexander Brix Tillegreen, Robert Rauschenberg, Luigi Russolo, Kurt Schwitters, Jean Tinguely, Jorinde Voigt, James Webb
Museum Tinguely | www.tinguely.ch
Ursula Biermann, Acoustic Ocean, 2018, Installationsansicht anlässlich der Ausstellung im Centre Culturel Suisse, Paris 2020 © Ursula Biermann, Foto: Margot Montigny

Monheim
Monheim Triennale II
The Sound |The Prequel | The Festival
Neues Klangkunstfestival in Monheim am Rhein!
3.6. – 2.7.2023
Auf Einladung von Reiner Michalke, dem Intendanten der Monheim Triennale, erarbeitet das kuratorische Team um Kathrin Jentjens und Frank Schulte seit 2020 exklusive Kooperationen mit internationalen Klangkünstler:innen. Die Arbeiten, die überwiegend ortsspezifisch auf Monheim zugeschnitten sind, werden für mehrere Wochen im öffentlichen Raum vorgestellt. Die meisten Künstler:innen waren bereits mehrfach in Monheim, um ihre Ideen zu entwickeln und auf ihre Machbarkeit zu überprüfen.
Folgende Künstler:innen sind bereits bestätigt: Hakeem Adam presented by Emeka Ogboh, Caroline Devine, Angela de Weijer, John Grzinich, Christina Kubisch, Myriam Lefkowitz, Amber Meulenijzer, Rie Nakajima, Phillip Sollmann und Konrad Sprenger, Staalplaat Soundsystem, Chris Watson, James Webb und Robert Wilson

Toggenburg (CH)
Toggenburg – Klingt gut.
Im Oberen Toggenburg hat sich die Klangwelt dem heimischen Kulturerbe des Alpenraums verschrieben. Seit zwei Dekaden erklingen auf dem Klangweg am Fuße der Churfirsten Naturjodel und Schellenklänge. Im Erlebnishaus Klangschmiede wandeln Besucherinnen und Besucher durch die Experimentierzimmer und schmieden im Erdgeschoss Schellen. Weitum bekannt ist die Klangwelt Toggenburg zudem für ihre angebotenen Kurse sowie das Klangfestival, welches an Pfingsten stattfindet.
Über 60 Klangkurse pro Jahr
Mit geografischem Fokus auf den Siedlungsraum zwischen Alt St. Johann und Wildhaus veranstaltet die Klangwelt Toggenburg während zwölf Monaten über 60 individuell besuchbare Kurse. Die Kurse entfalten sich entlang der Themenbereiche Jodeln und Juuzen, Handwerk und Brauchtum, Instrument und Rhythmik, Stimme und Bewusstsein sowie Mensch und Natur. Renommierte Kursleitende vermitteln in den Kursen ihr Wissen und verbinden die Gäste mit dem Klangkosmos des Obertoggenburgs.
Tagesexpeditionen in die Natur
Erstmals laden im 2022 neun Künstler sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu geführten Wanderungen oder Soundwalks in die klingende Landschaft des Toggenburgs ein. Bei Echo-Treks, ornithologischen Expeditionen und Lautsphärenwanderungen tauchen die Teilnehmenden ein in die imposante Bergwelt. Die Expertinnen und Experten schärfen mit ihren Ausführungen die Sinne der Expeditionsgäste und verfeinern ihre Wahrnehmung in den Themenbereichen Lärm und Stille, Klima und Klang, Achtsamkeit und urbanes Leben oder Tradition und Brauchtum.
Klangfestival an Pfingsten
3.-5.6.2022
Seit 2004 treffen sich alle zwei Jahre Stimmen aus dem Toggenburg und der ganzen Welt am Klangfestival. Dann jeweils wird die Propstei in Alt St. Johann zum Epizentrum des Naturklangs. Am Klangfestival begegnen sich Menschen, die das Herz auf der Zunge tragen. Vom 3. bis zum 5. Juni zelebrieren unzählige Musikerinnen und Musiker aus nah und fern die Naturtönigkeit, stellen ihre Musik vor und gestalten im spontanen Miteinander neue Werke.
www.klangwelt.swiss

Bergen (N)
Lydgalleriet
Die Sound Gallery ist Norwegens einzige dauerhafte Ausstellungsplattform für Klangkunst und klangbasierte Kunstpraxis. Sie erkundet experimentelle, klangbasierte Kunst, Hörkulturen und Klangmedien und zeigt und präsentiert diese in Ausstellungen, Mehrkanalkonzerten, methodischen Arbeiten und Live-Events. Die Klanggalerie wurde 2005 von einer Gruppe von Musiker:innen, Klangkünstler:innen und Kunsthistoriker:innen initiiert und 2007 offiziell als Stiftung gegründet. Die Klanggalerie arbeitet mit Künstler:innen zusammen, die sich auf räumliche und skulpturale Arbeiten in der Verbreitung von Klang beziehen und die sich durch Nutzung verschiedener klanglicher und technologischer Medien kritisch mit zeitgenössischen Fragen befassen und auseinandersetzen.