Spectrum by Olivier Ratsi site-specific installation (computer, LED, wood, 212 x 256 x 180 cm) Delegate Producer: Crossed Lab Foto: Olivier Ratsi

Faszination Licht – (D2)Konstrktiorn – Licht & Raum
29.10.2021 – 24.4.2022

Zum 20jährigen Jubiläum des Zentrums für Internationale Lichtkunst, welches Ende Mai 2001 seine Türen öffnete, werden in den drei Hauptausstellungsräumen raumgreifende Lichtkunst-Installationen präsentiert, die nicht miteinander vergleichbar und doch durch die Themen Konstruktion und Dekonstruktion verbunden sind. Dem musealenKonzept liegt eine ortspezifische Ausrichtung der Rauminstallationen zu Grund, welches auch für die drei Arbeiten in Faszination Licht gilt. Die skulpturalen Multimedia-Installationen haben außerdem eine räumliche, perspektivische und emotionale Wirkung, die den Besucher aktiv einbezieht.

Die Künstlerin Adela Andea (Texas, USA) ist bekannt für ihre einzigartigen kinetischen Leuchtskulpturen. Mithilfe von industriellen Elektronikbauteilen, Leuchten, Kunststoff und weiteren industriell gefertigten Objekten erschafft Andea futuristische Ökosysteme, die sich fließend zwischen organischen Formen und leuchtenden technischenStrukturen bewegen. Mit der Installation Chaos Incarnate kreiiert Andea extra für Unna einen interdimensionalen Raum, durch den Chaos in unsere Realität sickert. Die bunten Leuchtkörper bilden unregelmäßige und unterschiedliche lineare Strukturen, die sich über die alten Steinwände ergießen, sich kreuzen und verwirren, den Besucher orientierungslos in einem Lichtchaos lassen.

Yoko Seyama, Wolf Bittner, Jeroen Uyttendaele, Lyndsey Housden, „Planescape“, © Foto Vinken

Plane Scape ist der Titel der zweiten raumfüllenden Installation – eine Gemeinschaftsarbeit der vier Künstler Wolfgang Bittner (DE), Lyndsey Housden (UK), Yoko Seyama (JP) und Jeroen Uyttendaele (BE). Die Arbeit, welche bereits 2012 zum 10jährigen Jubiläum des Museums zu sehen war, untersucht die Zusammenhänge von Bild, Klang und Raum. Ein begehbarer Wald aus tausenden weißen Gummibändern, die vom Boden bis zur Decke reichen, formen ein labyrinthisches Raster vertikaler Linien. Darauf wird das Bild einer sich bewegenden, abstrakten Landschaft projiziert, die von einer Sechs-Kanal-Ton-Komposition begleitet wird. Die Arbeit löst die Distanz zwischen Leinwand, Projektion und Zuschauer auf: Plane Scape gestaltet sich als eine raumfüllende und „zugängliche“ Leinwand, in der sich der Besucher bewegen kann.

Die Installation Spectrum (Frame Version) von Olivier Ratsi (FR) konfrontiert den Besucher mit einer Reihe von 20 LED-Rahmen, die mit mathematischer Präzision hintereinander positioniert im Raum zu schweben scheinen. Inspiriert von Newtons Lichtforschung schafft Spectrum einen Dialog  zwischen dem Raum und dem Zuschauer. Die Farbenjedes Rahmens ändern sich langsam von rot nach lila. Diese organische Lichtkomposition pulsiert - gleich dem Atem oder einer Welle - auf den Betrachter zu und von ihm weg. Der Betrachter droht sich zu verlieren in einer nahezu hypnotischen Erfahrung. Dabei ist die perfekt konstruierte Perspektive der Rahmen für den Betrachter nur aus einem einzigen, präzisen Blickwinkel erfahrbar. Alle anderen Blickwinkel sind evasiv – im Hinblick auf das Kunstwerk selbst, aber auch in Bezug auf den Raum, mit dem das Werk eine symbiotische Einheit bildet. 

Yoko Seyama, Wolf Bittner, Jeroen Uyttendaele, Lyndsey Housden, „Planescape“, © Foto Vinken

LICHT-PARCOURS - DUTCH (DE)LIGHT - 29, 30, 31. OKTOBER

Am Eröffnungswochenende wird das Museum mit einem Licht-Parcours in der Unnaer Innenstadt auch außerhalb der unterirdischen Ausstellungskeller sichtbar werden. Gastkuratoren Loes Diephuis und John Prop (Kunststiftung Polderlicht, Amsterdam) zeigen zehn niederländische KünstlerInnen ihre Arbeiten: u.a. Femke Schaap, Peter Vink, Tamar Frank, Nicky Assmann & Joris Strijbos sowie Philip Vermeulen. Die Arbeiten nutzen ausschließlich weißes Licht und sind bewusst minimalistisch dargestellt. Sie sind allesamt nicht figurativ, dafür aber aktiv: sie bewegen sich, blinken und fließen und werden so teils zu kinetischen Lichtkunst-Installationen.

Angelegt wie ein abendlicher Stadtspaziergang startet der Licht-Parcours am Museum und führt zu zehn verschiedenen Orten in Unnas Innenstadt. Die Kunstwerke überraschen den Besucher an unerwarteten Ecken der Stadt, in kleinen Gassen, Unterführungen und in Hinterhöfen. Mithilfe einer Stadtkarte kann der Besucher die Kunstwerke eigenständig erkunden. Das Lichtparcours Dutch (de)Light wird von Freitag, 29. Oktober bis Sonntag, 31. Oktober ab 19.00 Uhr begehbar sein und am selben Abend wie die Jubiläumsausstellung eröffnet.

Christian Boltanski, Théâtre d’Ombres: To- tentanz (1984/2002), Foto © Jan Vinken, VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Unna

Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna

Die Sammlung des Zentrums für Internationale Lichtkunst Unna in der ehemaligen Lindenbrauerei besitzt Modellcharakter. Weithin sichtbar durch den 52 Meter in den Himmel ragenden Schornstein, bietet sich dieser zeitgenössischen Kunstform seit 2001 tief unter der Erde eine Fläche von insgesamt 2.600 Quadratmetern. Seinen einzigartigen Charakter erhält das Museum durch die Konzentration auf den installativen Aspekt der Lichtkunst. Jede der Lichtinstallationen wurde eigens für die Räume vor Ort geschaffen und ist in ihrem ästhetischen wie technischen Auftritt individuell auf diesen Ort zugeschnitten.

Inzwischen haben dreizehn der international renommiertesten LichtkünstlerInnen eine dauerhafte Installation eingerichtet: Mario Merz, Joseph Kosuth, Mischa Kuball, Rebecca Horn, Christina Kubisch, Keith Sonnier, Jan van Munster, François Morellet, Christian Boltanski, Brigitte Kowanz und Olafur Eliasson. Den inhaltlichen Fokus der Sammlung bildet das Werk von James Turrell, der mit zwei Arbeiten in der Sammlung vertreten ist.

In dieser Form ist das Zentrum für Internationale Lichtkunst das weltweit erste und einzige Museum, das sich auf die Präsentation von Lichtkunst konzentriert. Dabei stiftet die Begegnung zwischen avantgardistischer Lichtkunst und historischer Bausubstanz eine unverwechselbare Atmosphäre und inszeniert einen spannungsvollen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft.

www.lichtkunst-unna.de

Jacqueline Hen, International Light Art Award 2019

International Light Art Award

Ziel des INTERNATIONAL LIGHT ART AWARD, einer Initiative des Zentrums für Internationale Lichtkunst Unna und der Innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft, ist es, Werke aufstrebender KünstlerInnen zu zeigen, die die Lichtkunst innovativ und kreativ weiterentwickeln. Als ein Kompetenzzentrum für Lichtkunst ist es das Anliegen des Museums zu inspirieren und zu fördern. KünstlerInnen dieses Genres sind oft schwierigen Rahmenbedingungen ausgesetzt: Lichtkunstinstallationen benötigen spezifische Räume, die den Arbeiten und den von den KünstlerInnen angestrebten Effekten gerecht werden. Aufgrund hoher finanzieller und technischer Anforderungen ist es KünstlerInnen deshalb häufig nicht möglich, ihre Ideen zu realisieren. Sie sind gezwungen, ihre Projekte lediglich als Modelle zu präsentieren. Die künstlerische Wirkung, die eine tatsächliche Installation hätte erreichen können, wird so verringert.

Mit diesem Award und der begleitenden Ausstellung in Unna möchte das Zentrum für Internationale Lichtkunst einer kommenden Generation von LichtkünstlerInnen eine Plattform bieten. Neue Technologien, Energienutzung und Nachhaltigkeit werden im Wettbewerb eine wichtige Rolle spielen. Das Zentrum lädt dazu ein, über die Zukunft des Genres (The Future of Light Art) zu reflektieren und ein Konzept einzureichen, dass diese Gedanken widerspiegelt.

www.ilaa.eu