Neue Meister

Federico Albanese ist einer der Künstler im Programm des Labels Neue Meister (Edel). Wir sprachen mit Marcus Heinicke, Head of Classics bei Edel:Kultur, über die Neuen Meister.

Was sind die Neuen Meister?
Marcus Heinicke: Neue Meister ist ein Musiklabel für die aktuelle Komponistengeneration. Komponisten, die Musik schreiben, ohne jegliche Scheuklappen und ohne auf die Grenzen einer bestimmten Richtung oder Strömung in der Klassik Rücksicht nehmen zu müssen. Musik für eine breite Zielgruppe, die offen ist für neue musikalische Formen und Stile in der klassischen Musik. Im Januar 2016 gestartet, zeigt Neue Meister diese Vielfalt mit einem stetig wachsenden Raster internationaler Künstler wie Federico Albanese, Johannes Motschmann, Christian Jost, Tamar Halperin, Sven Helbig, Arash Safaian, John Kameel Farah oder Nigel Kennedy. Musikalisch reicht die Klangpalette vom Minimal-Piano bis zum Elektro-Trio, vom Orchesterwerk bis zum Chorstück.

Wie entsteht und was sind die Beweggründe, strategischen Überle- gungen, für ein neues Label und Format wie die Neuen Meister?
Marcus Heinicke: Das Klassiklabel Berlin Classics hat sich seit über 25 Jahren im internationalen Musikmarkt etabliert. Renommierte Künstler veröffentlichen hier ihre Interpretationen von klassischer Musik, das Spektrum reicht von Bach und Händel bis Eisler und Pärt. Um dieses Portfolio zu erweitern und auch einer jungen dynamischen Musikszene und vor allem zeitgenössischen Komponisten eine Plattform zu geben, ist Neue Meister sozusagen als Schwesterlabel von Berlin Classics gegründet worden. Ganz sicher war und ist es unser Ziel, mit Neue Meister eine jüngere Zielgruppe zu erreichen, sowohl bei Livekonzerten – die nicht nur im klassischen Konzertsaal zu erleben sind –, als auch in all den vorhandenen medialen Auswertungsformen. Von der CD über Vinyl bis hin zu den gängigen Streamingplattformen von Spotify, Apple Music bis Deezer erreichen wir als Neue Meister mit den „neuen Meistern“ unser Publikum.

Wieviel Ruhe und Zeit hat man, etwas wachsen zu lassen, und wie bemisst sich der Erfolg?
Marcus Heinicke: Das Label Neue Meister ist Teil von Edel:Kultur und damit auch Teil des Medienunternehmens Edel mit Sitz in Hamburg. Das Know-How von verschiedenen Abteilungen, vom Vertrieb, der Herstellung bis zur Vermarktung, ist also bereits vorhanden und kommt natürlich auch diesem noch jungen Label zugute. Die Projektakquise und das A&R, die Suche nach neuen und angesagten Künstlern, Geheimtipps und schon Arrivierten braucht Zeit. Die Erfolge der Produkte im stationären Handel und vor allem im Digitalvertrieb zeigen, dass das Label nach gut 2 Jahren auf dem richtigen Weg ist. Erfolg kann man natürlich in Verkaufszahlen messen. Ein wichtiger Indikator ist aber vor allem, ob das Label wahrgenommen wird – von der Musikindustrie, von den Medien, vom Publikum und natürlich auch von Künstlern, die in dieser Szene unterwegs sind. Und auch hier können wir sagen, dass wir mit den bereits erreichten Erfolgen und der allgemeinen Resonanz auf unsere Aktivitäten sehr zufrieden sind.

Wie und wo suchen und finden Sie Ihre Neue Meister?
Marcus Heinicke: Wir halten Augen und Ohren offen, besuchen Konzerte, wissen um die Hotspots, arbeiten sowohl mit Managements als auch Konzertagenturen eng zusammen und sind in Kontakt mit den wichtigen Leuten in dieser Szene. Als Mitveranstalter der Neue-Meister-Konzertreihe in Berlin und in vielen Konzerten und Showcases unserer Künstler bei den wichtigen Musikfestivals und Treffpunkten wie dem Reeperbahnfestival in Hamburg, der Classical:Next in Rotterdam, dem Silent Green in Berlin und vielen anderen, finden uns wiederum Agenturen und Künstler, die Teil von Neue Meister sein wollen. Es ist ein Netzwerk einer immer weiter wachsenden und sehr dynamischen Szene innerhalb der neuen klassischen Musik.

Welche Aufgaben übernehmen Sie, in welcher Funktion sind Sie für die jungen Komponisten tätig?
Marcus Heinicke: Mit dem klassischen Album-Release bieten wir neben der Vermarktung und Promotion auch die Möglichkeit für unsere Künstler, bei Konzerten wie der erwähnten Neue-Meister-Reihe in Berlin oder dem Reeperbahnfestival in Hamburg aufzutreten. Uns ist es wichtig, das künstle-ische Potential und die musikalischen Formen mit zu entwickeln und für ein größeres Publikum zugänglich zu machen. Diese junge kreative Generation von Musikern und Komponisten ist offen für Konzepte und Ideen, sei es in der Vermarktung durch innovative Musikvideos genauso wie in der Präsentation auf Online-Blogs oder allen relevanten Social-Media-Kanälen. Durch das Netzwerk in dieser offenen Musikszene ergeben sich natürlich auch weitere Synergien, die in neuen Projekten, Kom- positionsaufträgen für Orchester, aber auch für Film und Fernsehen bis hin zu künstlerischen Kooperationen und Konzerten führen kann. Am Ende profitieren von dieser Arbeit alle Beteiligten – wir als Label, der Konzertveranstalter, natürlich der Künstler selbst und das Publikum.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE KAI GEIGER.