Felix Henkelhausen_Terri Lyne Carrington, Peter Meyer, Lakecia Benjamin_Deutscher Jazzpreis - Bremen - 27 April 2023 © Camille Blake - Deutscher Jazzpreis

Preisverleihung Deutscher Jazzpreis 2023

Mit einer fulminanten Preisverleihung wurde am heutigen Abend die nationale und internationale Jazzszene gewürdigt: In 31 Kategorien erhielten künstlerische Leistungen des vergangenen Jahres eine Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis. Auf die Bekanntgabe der Preisträger:innen, Laudationen und musikalischen Live-Auftritte diverser Nominierter folgte ein energiegeladener Konzertabend mit über 800 Besucher:innen im ausverkauften Metropol Theater Bremen..

Der Deutsche Jazzpreis wird seit 2021 von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Zusammenarbeit mit der Initiative Musik verliehen. „Der Deutsche Jazzpreis zeigt die einmalige kreative Schaffenskraft und Vielfalt der Jazzszene auf höchster Ebene. Er entwickelt sich in dauerhafter, selbstkritischer Auseinandersetzung immer weiter – getreu den Grundprinzipien des Jazz ‚Nie stehen bleiben‘. Mit deutlich größerer Vielfalt in der Jury und unter den Nominierten gibt er ein zeitgemäßes und diverses Bild der nationalen und internationalen Jazzszene und ist damit mittlerweile auch ein wichtiger Höhepunkt im internationalen Jazzkalender“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrem Grußwort bei der Verleihung.

Mood Metropol Theater_Deutscher Jazzpreis - Bremen - 27 April 2023 © Niklas Heinecke - Deutscher Jazzpreis

Auch Tina Sikorski, Geschäftsführerin der Initiative Musik, betont die Bedeutung des Deutschen Jazzpreises: “Wir als Initiative Musik freuen uns sehr, dass wir mittlerweile zum dritten Mal gemeinsam mit der BKM den Deutschen Jazzpreis vergeben dürfen und somit dem Jazz in Deutschland Leuchtkraft und Anerkennung gegeben wird. Obwohl der Deutsche Jazzpreis erst zum dritten Mal stattfindet, hat er jetzt schon eine enorme Bedeutung in den nationalen als auch internationalen musikalischen Szenen erlangen können. Dies zeigt sich zum einen darin, dass wir die diesjährige Verleihung ebenso wie den angeschlossenen Konzertabend mit deutlich mehr Publikum ausrichten werden und zum anderen in einer Anhebung des Budgets für die Preis- und Nominierungsgelder.” Die Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis ist mit einer Trophäe und 10.000 Euro Preisgeld verbunden. Nominierte, die keinen Preis erhalten haben, können sich über jeweils 3.000 Euro freuen. Somit schüttet der Deutsche Jazzpreis in diesem Jahr insgesamt 472.000 Euro an Preis- und Nominierungsgeldern aus.

Sanni Est_Deutscher Jazzpreis - Bremen - 27 April 2023 © Camille Blake - Deutscher Jazzpreis

31 Auszeichnungen für herausragende nationale und internationale Jazzschaffende

Aus über 1.000 Einreichungen wählte die Fachjury Anfang des Jahres die Nominierten in den Preiskategorien. Anschließend entschied die Hauptjury, wer von den Nominierten den Deutschen Jazzpreis am 27. April erhält:

Als „Band des Jahres“ wurden Almut Schlichting, Anke Lucks und Christian Marien – besser bekannt als Insomnia Brass Band – ausgezeichnet. „Mitreißende Energie- Explosionen und ein unverwechselbarer Groove verleihen der Band eine starke musikalische Identität, die das Trio wie eine komplette Brass Band klingen lässt”, so das Urteil der Jury. Als „Band des Jahres international“ kürte die Jury das James Brandon Lewis Quartet – eine amerikanische Band, die laut Jury „Tradition verkörpert und transzendiert”.

Sanni Est, nominiert in der Kategorie „Vokal“, wurde für ihre mutige, innovative Gesamt-Kunst, die bestehende Normative aufbricht, als „Künstler:in des Jahres“ ausgezeichnet. Die besondere Auszeichnung kann nicht nur an Künstler:innen vergeben werden, die bereits in einer Preiskategorie nominiert sind, sondern auf Vorschlag der Jury auch an Künstler:innen außerhalb des Nominierten-Spektrums. So geschehen mit Moor Mother, die den Deutschen Jazzpreis als „Künstler:in des Jahres international“ erhielt. Sie überwindet Genregrenzen, lässt Free Jazz, Hiphop, experimentelle Musik, bildende Kunst und Aktivismus aufeinandertreffen und steht für eine Zukunft des Jazz, die vielfältig, gemeinschaftlich und politisch ist.

Rolf & Joachim Kühn © Jazzclub Leipig / Steffen Pohle

Auszeichnung Lebenswerk: Rolf Kühn & Joachim Kühn

Die Brüder Rolf Kühn (*1929, †2022) und Joachim Kühn (*1944) werden 2023 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Der Klarinettist und der Pianist gehören zu den profiliertesten und erfolgreichsten deutschen Jazzmusikern.

Rabih Lahoud, Jurymitglied des Deutschen Jazzpreises, zur Vergabe der Auszeichnung: “Nach regen und emotionalem Austausch, ob und an wen wir in diesem Jahr diesen Preis vergeben wollen, ehren wir zwei Legenden des deutschen Jazz für ihr Lebenswerk: Rolf Kühn und Joachim Kühn. Das Leben der Brüder spiegelt die wechselhafte deutsche Geschichte und ihr musikalisches Schaffen die Offenheit des deutschen Jazz wider. Nicht nur in ihrem Heimatland, sondern weltweit sind Rolf und Joachim Kühn bekannt für ihre musikalische Neugier und Lust, neue Wege zu gehen – ob als Solokünstler, in verschiedenen Bandbesetzungen und vor allem auch gemeinsam. Die Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis steht daher nicht nur für ihr außergewöhnliches, musikalisches Lebenswerk, sondern auch für ihre unbestreitbare Bedeutung und großes Erbe für die deutsche Jazzszene.”

Queer Cheer" © Miriam Kadel

Sonderpreis der Jury: Queer Cheer – Community for “Jazz” and Improvised Music

Den Sonderpreis der Jury vergibt die Hauptjury des Deutschen Jazzpreises in diesem Jahr an Queer Cheer – Community for “Jazz” and Improvised Music, gegründet von Julia Kadel, Erik Leuthäuser, Laura Winkler und Friede Merz. Mit Queer Cheer haben die Gründer:innen eine der ersten queeren Communities in der deutschen Jazzszene ins Leben gerufen, die sich mit Themen wie Diversität, Intersektionalität, Multiperspektivität und Interdisziplinarität auseinandersetzt.

“Jazz verspricht Freiheit. Die Freiheit, sich mit seiner Musik auszudrücken. Aber dieses Freiheitsversprechen kann auch an Grenzen stoßen. Mit Queer Cheer vereinen sich queere Musiker:innen und Protagonist:innen des deutschen Jazz, um ihre eigenen Erfahrungen von Ablehnung in der sonst so offenen Jazzszene zu thematisieren, sich gegenseitig als Betroffene zu unterstützen und gegen Diskriminierung jeder Art einzusetzen. Und um die Utopie einer besseren Welt und einer noch offeneren Jazzszene lebendig werden zu lassen. Auch wenn das Kollektiv noch am Anfang steht, es wird weiterwachsen und gedeihen, und ich freue mich sehr, dass wir seine bisherige, bedeutende Arbeit mit dieser Auszeichnung feiern können”, sagt Aida Baghernejad, diesjährige Jurysprecherin des Deutschen Jazzpreises zur Vergabe des Sonderpreises der Jury.

Ein besonderer Moment der Preisverleihung war die Laudation von Jazztrompeter Till Brönner, der das außergewöhnliche musikalische Schaffen des im vergangenen Jahr verstorbenen Rolf Kühn und seines Bruders Joachim Kühn würdigte. Die Brüder wurden 2023 mit dem Deutschen Jazzpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Mit dem „Sonderpreis der Jury“ wurde das Kollektiv Queer Cheer – Community for “Jazz” and Improvised Music, gegründet von Julia Kadel, Erik Leuthäuser, Laura Winkler und Friede Merz, geehrt. Mit Queer Cheer haben die Gründer:innen eine der ersten queeren Communities in der deutschen Jazzszene ins Leben gerufen, die sich mit Themen wie Diversität, Intersektionalität, Multiperspektivität und Interdisziplinarität auseinandersetzt.