Zum Abschied 12 Fragen an Peter Schulze und Uli Beckerhoff
Uli Beckerhoff und Peter Schulze haben die jazzahead! von Beginn an begleitet, geprägt und am Puls der Zeit weiterentwickelt. Mit der diesjährigen jazzahead! scheiden die beiden Künstlerischen Leiter auf eigenen Wunsch aus, bleiben der jazzahead! aber weiterhin verbunden.
Ich kam zur jazzahead! wann und wie?
Peter Schulze: 2005, bevor die jazzahead! losging, durch einen Anruf von Hans Peter Schneider, den Messechef, der „was mit Jazz machen“ wollte.
Uli Beckerhoff: Im Jahr 2005 kontaktierten mich Hans Peter Schneider, der Chef der Bremer Messe und Sybille Kornitschky, die damals zukünftige Projektleiterin der jazzahead!, um mit mir über die Chancen einer internationalen Messe zu sprechen, die das Thema JAZZ in den Mittelpunkt stellen will. Nach ihren Recherchen gab es schon internationale Musikmessen, aber der Jazz würde dort ihrer Meinung nach immer nur eine untergeordnete und unbedeutende Rolle spielen. Dies würden sie als Bremer Messe gerne ändern wollen. Ich musste gestehen, dass dies für mich eine äußerst wagemutige, aber eben auch großartige Idee war: Alle Beteiligten der deutschen und internationalen Jazzszene zu einem jährlichen Treffen in Bremen einzuladen: Musiker:innen, Bands, Promoter:innen, Kritiker:innen, Veranstalter:innen, Produzent:innen, Labels, Musikhochschulen, Fotograf:innen, Journalist:innen von Presse, Rundfunk, Fernsehen und anderen Medien. All dies mit vielen Live Showcase-Konzerten und einer Clubnight.
Ich habe immer an den Erfolg der jazzahead! geglaubt, weil ...
Peter Schulze: Keiner hat am Anfang an den Erfolg der jazzahead! geglaubt, auch wir nicht. Wenn sie nicht so er- folgreich geworden wäre, hätten wir sie wahrscheinlich nach ein paar Ausgaben sterben lassen – und jeder hätte gesagt: Das konnte ja nichts werden. Wurde aber.
Uli Beckerhoff: ... obwohl es am Anfang noch mit sehr vielen Zweifeln verbunden war, ob diese großartige Idee sich national und international durchsetzen kann.
17 Jahre jazzahead! waren für mich ...
Peter Schulze: ... eine spannende und aufregende Zeit, künstlerisch sowie auch von der internationalen Vernetzung und den vielen persönlichen Begegnungen her.
Uli Beckerhoff: ... eine der besten Erfahrungen, die ich in meiner Karriere als Musiker und Hochschullehrer gemacht habe.
Mein schönster Moment in 17 Jahren jazzahead! war ...
Peter Schulze: Da gab’s zu viele
Uli Beckerhoff: ... dass die jazzahead! 2022 nach Corona endlich wieder live mit Bands, Ausstellern und Publikum sehr erfolgreich war. Alle Beteiligten sah man diese übergroße Freude sehr deutlich an.
... und der schwierigste?
Peter Schulze: Die kurzfristige Absage der voll vorbereiteten Ausgabe wegen Corona 2020.
Uli Beckerhoff: ... war die digitale Ausgabe der jazzahead! im Jahr 2021.
Die Herausforderung Corona war ...
Peter Schulze: ... die erste voll digi- tale Ausgabe 2021, die an einer Stelle sehr unbefriedigend war, weil sie das wesentliche Moment der jazzahead!, nämlich das persönliche Zusammenkommen, nicht leisten konnte. Das war 2022 mit der hybriden Ausgabe schon sehr viel zukunftsträchtiger.
Uli Beckerhoff: ... ermüdend, deprimierend, entnervend und ganz furchtbar.
Welche beeindruckende Karriere begann für Sie auf der jazzahead!?
Peter Schulze: Keine Karriere begann dort, für viele war der Showcase bei der jazzahead! aber ein gewisser Durchbruch, z.B. für Julia Hülsmann, Michael Wollny, Omer Klein oder international Andreas Schaerer, Hamilton de Holanda, Shai Maestro.
Uli Beckerhoff: Gwylim Symcock, Andreas Schaerer, Michael Wollny, Chloe Charles.
Welchen Künstler:innen aus der Vergangenheit hätten Sie gerne einen Auftritt auf der jazzahead! ermöglicht?
Peter Schulze: Charles Mingus, Pat Metheny, Maria Schneider.
Uli Beckerhoff: Gerd Dudeck, Bob Degen, John Taylor.
Die drei bleibenden Künstler:innen?
Peter Schulze: Andreas Schaerer, Marcin Masecki, Mathias Eick und viele andere.
Uli Beckerhoff: Arve Hendriksen, Trompete aus Norwegen, Chloe Charles, Sängerin aus Kanada, Andreas Schaerer, Gesang aus der Schweiz.
Die jazzahead! 2030 wird ...
Peter Schulze: ... hoffentlich alive and kicking werden.
Uli Beckerhoff: ... hoffentlich noch immer in Bremen existieren und so erfolgreich sein wie bisher!
Ich wünsche Götz Bühler ...
Peter Schulze: ... nur das Beste.
Uli Beckerhoff: ... dass er weiterhin ein so großartiger, positiver, fachkundiger, kreativer und humorvoller Mensch bleibt, wie ich ihn vor mehr als ca. 35 Jahren in einem Interview für den damals neuen Musiksender VIVA kennengelernt habe.
Nach der jazzahead! ist vor ...
Peter Schulze: ... neuen Reisen, Begegnungen, Büchern und Entspannung.
Uli Beckerhoff: ... der Entwicklung neuer musikalischer Projekte.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE KAI GEIGER.