Der gute Ton
Der beste Ton
Der perfekte Ton

Im ältesten Tonstudio Deutschlands, den Bauer Studios in Ludwigsburg, wird seit bald 70 Jahren Musik produziert. Fast jeden Tag arbeitet ein engagiertes und hoch konzentriertes Team an Tonmeistern und Medieningenieuren in den Bauer Studios am perfekten Ton, der Musik, an Geräuschen und an der Stille. Von einem reinen Mietstudio hat sich das 1949 von Rolf Bauer geründete Unternehmen zum vielseitigen Anbieter verzahnter Dienstleistungen bis zur Warenlieferung im Tonträgerbereich durch kurze Entscheidungswege gewandelt. Künstler aus den Bereichen Jazz, Weltmusik, Blasmusik, Pop/Rock und Sprache gehen in den Bauer Studios ein und aus, kommen gerne und immer wieder. Weltbekannte Künstler wie Miles Davis, Keith Jarrett, Michael Wollny, Al Di Meola, Kurt Masur, Mauricio Kagel, Herbert Grönemeyer, das Pasadena Roof Orchestra oder Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt und Manfred Krug im Bereich Sprache stehen auf der „Gästeliste“ des Studios.


Wir sprachen mit Eva Bauer-Oppelland.

Sie haben im letzten Jahr die Geschäfts- führung der Bauer Studios abgegeben und fungieren neu als Seniorpartner im Hintergrund. Wie geht es Ihnen damit?
Eva Bauer-Oppelland: Das Gefühl, mit einem jungen kompetenten und engagierten Team die Geschichte der Bauer Studios fortzusetzen, ist wunderbar. Im letzten Jahr konnte ich einen großen Teil der Alltagsgeschäfte an die neuen GF übergeben. Sie setzen neue Akzente und legen dennoch viel Wert darauf, den Spirit und die Kernkompetenzen in unserem Sinne weiterzuführen. Die Arbeit im Hintergrund hilft, den Übergang sowohl für die Mannschaft als auch für die Kunden so problemlos und „unsichtbar“ wie möglich zu gestalten. Und mir bekommt es gut, mich mit einem „Fadeout“ langsam auszuklinken und an die Zeit danach zu gewöhnen.

Sie konnten die Firma an drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Hauses übertragen. Ein Traum jedes Unternehmers. Wie war der Prozess? War es ein Leichtes, die „Jungen“ für die Fortführung zu gewinnen?
Eva Bauer-Oppelland: Mein Mann und ich begannen schon vor 10 Jahren, uns mit der Nachfolgefrage zu beschäftigen. Familie und externe Partner oder Investoren konnten wir bald ausschließen und ein Schließen des ältesten privaten Tonstudios in Deutschland war für uns undenkbar. Innerhalb der Tonmeisterriege bekundete Philipp Heck sehr früh sein Interesse, wollte die Verantwortung jedoch nicht alleine tragen. Vor 3,5 Jahren sprach ich, mehr aus Spaß, das junge Tonmeisterpaar Bettina Bertok und Michael Thumm auf der Tonmeistertagung an. Beide hatten vor einigen Jahren ihr Praktikum in den Bauer Studios absolviert und arbeiteten nach dem Studium an der Hochschule in Babelsberg als freie Filmtonmeister in Berlin. Nach einem Jahr Bedenkzeit begannen wir 2016 mit der konkreten Planung der Firmennachfolge, die dann am 1. März 2017 vollzogen werden konnte.

Sie haben das Studio 1989 von Ihrem Vater übernommen. Hatte er gesagt, „Du übernimmst“ und Sie hatten keine andere Wahl, oder wie kam es dazu, wann stand für Sie fest: „Ich mach’s!“?
Eva Bauer-Oppelland: Schon als kleines Kind nahm mich mein Vater mit ins Studio und es hat mich gleich fasziniert. Ich übte, Bänder zu schneiden, half beim Einrichten der Mikrofone und als „Tapeoperator“ bei den Aufnahmen. Neben der Schule war ich auch früh schon angestellt im Studio als Tontechnikerin und in der Buchhaltung. Schon bald stand fest, dass ich nach dem Abitur zum Toningenieurstudium nach Düs- seldorf gehe.

Wie würden Sie die Funktion und Aufgaben eines Tonstudios in seiner Komplexität beschreiben?
Eva Bauer-Oppelland: Bauer Studios hat sich im Ursprung als Dienstleister mit der Kernkompetenz für hochwertige Aufnah- men empfunden und aufgestellt. Dies ist in der heutigen Zeit mit der für jedermann verfügbaren Technik leider immer mehr in den Hintergrund getreten. Nach wie vor setzen wir auf höchste Qualität durch:

• exzellente, professionell ausgebildete Tonmeister
• einen großen Aufnahmeraum mit bester Akustik für Aufnahmen aller Musikgenres
• eine analoge Regie mit der Neve Console und der Regie 2 in modernster Digitaltechnik
• umfassende, persönliche Betreuung der Künstler von der Planung der Produktion bis zum fertigen Masterband
• Übernahme aller nachfolgenden Dienstleistungen wie Label, Herstellung, Grafik, Verlag und weltweiter Vertrieb,          sowohl physisch als auch digital.

Wie hat sich Ihre Arbeit, die Arbeit ei- nes Tonstudios seit Ihrer Übernahme bis heute verändert?
Eva Bauer-Oppelland: 
Zum Aufnahmebetrieb für Musik und Sprache kamen diverse Labels hinzu, um unseren Kunden auch die für ihre Musik passende Auswertung und Vertriebsstruktur zu bieten. Vertriebspartner in verschiedenen Ländern mussten gefunden werden, die Promotion der Tonträger und Künstler kam hinzu wie auch ein Musikverlag zur Wahrung und Vermarktung der Urheberrechte. Die Aufgaben im Studio werden vielfältiger, es werden alle Produktionsschritte auch gesondert angeboten, die Mischung bereits produzierter Aufnahmen genauso wie das Mastering fertiger Produktionen. Durch den digitalen Austausch von Audiofiles ist alles auch fast in Echtzeit möglich. Interessant ist die Rückbesinnung auf die Analogtechnik, die wir seit fünf Jahren mit 
Interessant ist die Rückbesinnung auf die Analogtechnik, die wir seit 5 Jahren mit unseren Studio Konzerten umsetzen. Die Konzerte werden live mit Publikum wieder direkt in Stereo abgemischt und direkt auf Tonband aufgenommen. Daraus entstehen hochwertige Schallplatten in unserer Edition auf dem Label Neuklang. Demnächst wird die 30. LP auf den Markt kommen, weitere 5 Platten werden dieses Jahr noch folgen und im Herbst bringen wir eine Jubiläums-Doppel-LP heraus mit noch unveröffentlichten Titeln aus 14 Konzerten. Die LP-Serie erfreut sich speziell im High-Audio Bereiche großer Beliebtheit, man spürt die Energie und Spontaneität der Künstler und die Aufnahmen klingen einfach fantastisch. Diese Aufnahmeart stößt immer mehr auf das Interesse der Künstler und Musikliebhaber.

Und was sind die Herausforderungen der Zukunft?

Eva Bauer-Oppelland: Unser größtes Problem ist seit Jahren der Werteverfall von Musikaufnahmen. Die Wertschöpfungskette hat sich total verändert, Tonträger werden immer weniger gekauft und bei der digitalen Vermarktung bleibt nur sehr wenig bis fast nichts für das Label und den Künstler hängen. Aufnahmen müssen zwar nach wie vor gemacht werden und auch die Kunden wünschen sich beste Qualität, nur ist die Finanzierung einer guten Produktion heute schwieriger, obwohl die Studiopreise seit mehr als 10 Jahren konstant niedrig sind. Die Gewichtung geht zu einem weitaus höheren Marketingbudget. (Der Fotograf fürs Cover bekommt mehr als die ganze Musikproduktion).Wir sind breit aufgestellt mit einem großen Angebot an Service und verschiedenen Dienstleistungen.
Mit unserem neuen Team und dem Umbau von Studio 2 haben wir mit Filmpostproduktion und der Möglichkeit, Filmmischungen in Surround und Atmos durchführen zu können, unser Angebot nochmals erweitert.

Was ist das Geheimnis der Bauer Stu- dios, warum sind Sie so gefragt? Der „gute und der gute Ton“?
Eva Bauer-Oppelland: Die Beständigkeit und Nachhaltigkeit, die wir durch das persönliche Engagement unseres Teams gewährleisten, die fachliche Kompetenz, die individuelle und faire Behandlung und das familiäre Umfeld sind sicherlich ein Grund dafür, dass es uns immer noch gibt. Die enge Beziehung zum Kunden wird immer wichtiger, die gute und umfassende Beratung zu allen Produktionsschritten und die kompetente Betreuung der Künstler von der Aufnahme bis zum Vertrieb.

Funktioniert eine Zusammenarbeit, die Aufnahme mit jedem Künstler oder gibt es auch ein Scheitern?
Eva Bauer-Oppelland: Eine hochwertige Aufnahmetechnik und ein reibungsloser Ablauf sind für uns selbstverständlich und Grundvoraussetzung. Sehr wichtig ist das Zusammenspiel von Künstler und Tonmeister, schließlich soll das Team in kürzester Zeit kreative Höchstleistungen vollbringen. Dazu gehört viel psychologisches Einfühlungsvermögen und in kritischeren Fällen auch eine gehörige Portion Professionalität. Zum Glück kommt das bei uns sehr, sehr selten vor, da wir einerseits durch die „Auswahl“ unter sieben Tonmeistern die beste persönliche „Kombination“ finden können und andererseits die Stammkunden immer auf „ihren“ Tonmeister zurückgreifen können.

Meilensteine! Was waren für Sie im Rückblick die spannendsten, erfolg- reichsten und vielleicht auch berüh- rendsten Produktionen?
Eva Bauer-Oppelland: Noch vor meinem Studium durfte ich bei einigen Livemitschnitten der Udo 70 Tour und der Peter
Alexander Tournee dabei sein. Das waren großartige Erlebnisse. Wenn man zurückdenkt, mit welch beschränkten technischen Mitteln damals hervorragende Aufnahmen realisiert wurden. Dann natürlich das Köln Konzert von Keith Jarrett, bei dem ich als Tonassistentin dabei war. Dankbar bin ich für die Begegnungen mit unzähligen mehr oder weniger bekannten Künstlern, die meisten sehr angenehme, intelligente und weltoffene Persönlichkeiten, die Möglich- keit, ebenso unzählige verschiedene Musikstile und Genres kennenzulernen und bis heute immer Neues entdecken zu können. Mit unseren Studio-Konzerten konnten wir bei vielen Besuchern diese Neugier ebenfalls wecken und Programme anbieten, die sie sonst wohl kaum kennengelernt hätten. Dafür bekommen wir sehr viel positive Re- sonanz.

Und nun Frau Bauer-Oppelland? Was bewegt Sie, was steht auf Ihrer Agenda mit dem Mehr an Zeit, das Sie jetzt haben, auch wenn Sie im Hintergrund immer noch aktiv sind?
Eva Bauer-Oppelland: Unsere Großfamilie mit 4 erwachsenen Kindern und 8 Enkelkindern wird sich sicherlich über mehr Zeit und Muße freuen. Ehrenamtliches Engagement in unserem Ort besteht schon längere Zeit und kann sicherlich noch ausgebaut werden. Ausserdem wünschen mein Mann und ich uns schon lange, mehr zu reisen und längere Fahrradtouren zu unternehmen. Und dann hoffe ich, dass ich noch einzelne Projekte im Studio, auf Fachmessen und in Verbänden betreuen kann und den persönlichen Anschluss an die Musikszene nicht verliere.

www.bauerstudios.de

DAS GESPRÄCH FÜHRTE KAI GEIGER.